Die Bachstadt Arnstadt bietet zahlreiche unterschiedlichen Stadtführungen, auch thematische Sonderstadtführungen. Als Nonne Magdalena von Heßberg führte uns Evelyn Günther als Stadtführerin durch die historischen Straßen von Arnstadt.
Bei der Führung von über zwei Stunden wurde unter anderem das Leben der Nonne Magdalena von Heßberg im Orden geschildert. Als Sterbejahr wurde 1566 der (damals) letzten Arnstädter Nonne genannt. In einem TA-Artikel "Im Dienste des Glaubens" wurde hingegen der 7. April 1562 genannt.
Dabei erhielten wir einen Einblick, was sich in der spätmittelalterlichen Stadt hinter den Klostermauern abspielte. Mit vielen interessanten historischen Anekdoten über das Klosterleben lockerte Evelyn Günther den Rundgang auf.
Bereits im 4. Jahrhundert wurden in Westeuropa erste Klosteranlagen gegründet. Am bekanntesten sind die Benediktinerklöster, Zisterzienser- und Franziskanerklöster wie auch viele vergleichbare Gemeinschaften innerhalb und außerhalb Europas mit orthodoxem bzw. buddhistischem Glauben. Sie waren mit ihren Klosterbibliotheken ein wichtiges kulturelles, wirtschaftliches und religiöses Zentrum wie auch das Arnstädter Kloster. In den Klosterschulen lehrten Mönche wie auch Nonnen weltliches und religiöses Wissen.
Alle Angehörigen eines Ordens lebten nach verbindlichen religiösen Regeln und Normen miteinander. Unterschiedlich waren jedoch die Wirkungsbereiche der Mönche und Nonnen - einerseits verschrieben sie sich wohltätigen und sozialen Aufgaben - anderseits diente das Kloster als Rückzugs- und Meditationsort.
Aufschlussreich ist die architektonische Gestaltung der einzelnen Bauwerke und Anlagen, die die Lebensweise des Ordens wie auch die damaligen politischen Verhältnisse widerspiegeln.
Die Reichsabtei Hersfeld gründete vermutlich um 1196 das Walpurgiskloster als Eigenkloster in der Nähe von Arnstadt auf dem Walpurgisberg. Die Verlegung zur Liebfrauenkirche, die somit dem Nonnenkonvent als Klosterkirche diente, erfolgte erst im Jahr 1309. Für die drei Arnstädter Kirchen war das Nonnenkloster Patron. Das Kloster gehörte zur Erzdiözese Mainz mit Oberaufsicht des Klosters Hersfeld und Archidiakonat St. Marien in Erfurt.
Mit der Umwandlung des Kloster Veilsdorf (bei Hildburghausen) von einem Nonnenkloster in ein Mönchskloster im Jahr 1446 kamen weitere Nonnen mit ihren Familien in das bestehende Benediktinerinnenkloster hinzu, welches sich bereits an der Liebfrauenkirche befand.
Ein Umbau der Liebfrauenkirche war unumgänglich. So wurde die Nonnenempore im südlichen Seitenschiff eingebaut, die jedoch im 19. Jahrhundert im Rahmen einer Restaurierung wieder entfernt wurde. Südöstlich der Liebfrauenkirche entstanden das Kloster mit Wohngebäude, von denen noch das Unterkloster (früheres Wohnhaus der Priorin - Untergasse1) sowie das Oberkloster (ehemaliges Konventshaus - Untergasse 3) erhalten sind. Das Gebäude des Propstes war auf dem Gelände des Prinzenhofes.
Eine genaue Zahl, wie viele Nonnen dem Konvent des Klosters angehörten, konnte nicht exakt bestimmt werden. Quellen schreiben, das in den neu errichteten Wohngebäuden der Jahre 1521 und 1564 Platz für 32 Nonnen gewesen sein soll. Zusätzlich sollen auch "unbeschleierten Jungfrauen" dort gewohnt haben. Mit Durchführung der Reformation durch Graf Heinrich XXXII. wurde im Jahr 1531 das Kloster aufgehoben. "Wer nicht austrat, empfing Gnadenbrot" - wurde in einem Schriftsatz dokumentiert. Die Nonnen bewohnten nun unter bürgerlichen Namen (auch Magdalena von Heßberg) die Gebäude unter Aufsicht eines gräflichen Verwalters weiter. Im Jahr 1566 (oder 1566??) starb die letzte mittelalterliche Nonne aus dem Konvent der Benediktinerinnen zu Arnstadt im Alter von 57 Jahren - Magdalene von Heßberg. Ihr Grab befand sich auf dem Nonnenfriedhof - eine evangelische Bestattung an der Liebfrauenkirche. Somit ist der an der Südwand der Liebfrauenkirche befindliche Grabstein mit einer Frau in Nonnentracht (im Querhaus - hinter der Orgel) nicht der von Magdalene von Heßberg. Er konnte Waltrudis Kelner, Ehefrau von Johann Kelner zugeordnet werden, die keine Nonne war und bereits 1463 verstarb. Später wurde der gleiche Grabstein für die 1663 verstorbene Elisabeth Catharina von Witzleben verwendet.
Es wechselten mehrmals die Eigentümer des Klosters, die für die klosterferne Nutzung bauliche Veränderungen vornahmen.
So wurde es als Brauhof "Zur Weinreben", später als Brauhof "Zur Rebentür" sowie als "Löwentür" in guten Zeiten genutzt. Vorhanden sind noch die schlichten Stuckgesimse sowie die mit Bretterbalustern barocke Treppenanlage.
Ein im Dachgeschoss befindlicher Karzer (Kerker) weist auf die Verwendung als Zwangsarbeiterhaus für zwölf Insassen im Jahr 1822.
Arnstadt erwarb im Jahr 1861 das Haus, um die vom Fürstlichen Justizamt exmittierten (zwangsgeräumten) Familien eine Unterkunft zu bieten.
Die Besucher der Liebfrauenkirche klagten über die erbärmliche Bausubstanz mit starkem Gestank, in dem über 20 Menschen hausten. Viele Anzeigen erreichte das Magistrat. Eine Anzeige beschrieb, dass in einem Raum neben der Küche mehrere Zoll Mistjauche Quelle des erbärmlichen Gestanks sei. Wegen fehlender billiger Ersatzwohnungen wurde bereits damals ein Abriss nicht in Erwägung gezogen.
1993 zogen die letzten Mieter des mittlerweile mehr als baufälligen Klosters aus, welches selbst kurzzeitig in den Kellern einen Jugendclub enthielt.
Eine Wende wurde durch den Landschaftsarchitekt Alexander Dill mit seiner Frau Petra erreicht, die im Jahr 2005 das Grundstück erworben hatten.
Sie schufen in wenigen Jahren aus dem baufälligen Unter- und Oberkloster Wohnraum für ihre Familie, die später als Pension weiter ausgebaut werden sollte.
Die letzte Nonne in Arnstadt war nicht die Magdalena von Heßberg. Im Jahr 1930 zogen die Marienschwestern vom Katholischen Apostolat Vallendar - Schönstatt Anastasia (Seelsorge) und Gertraud (Lehrerin) wieder in Arnstadt ein und schufen sich durch ihre Tätigkeit einen guten Namen in der Stadt. Dazu trugen auch die Schwestern Lusette als Vielseitigkeitsschwester sowie Schwester Badilte als Krankenschwester wesentlich bei, um nur einige zu nennen. Heute sind noch die Nonnenschwestern Lioba, Regina und Witta im Kindergarten und in der Krankenpflege tätig - jedoch bewohnen diese nicht die ehemaligen Klosteranlagen.
Rundgang: Stadtinformation - Markt - Unterm Markt - An der Liebfrauenkirche - An der Brunnenkunst - Mittelgasse - Am Plan - Pfarrhof - Kirchgasse - Markt;
...mit Besichtigung der Liebfrauenkirche und Bachkirche.
Ergänzende Seiten:
Hochzeit von Johann Sebastian Bach im Jahr 1707 in Dornheim
Grafenhochzeit auf Schloss Neideck in Arnstadt im Jahr 1564;
Brand der "Drei Gleichen" (Wachsenburg, Mühlburg, Burg Gleichen) im Jahr 1231.
Literatur zum Walpurgiskloster / Nonnenkloster:
http://www2.uni-erfurt.de/monasticon/ArnBenWx/Kurz_ArnBenWx.htm (Kurzversion); http://www2.uni-erfurt.de/monasticon/ArnBenWx/Lang_ArnBenWx.htm (Langversion)
Sehenswert in Arnstadt sind:
Ferienwohnung Wachsenburgblick:
110 m², Wohnzimmer, Küche, Bad, 4 Schlafzimmer, Balkon, 4-8 Personen:
2 Übernachtungen: 15 Euro/Person/Nacht bei 8 Personen.
Ferienwohnung Arnstadt:
45 m², Wohnküche, Bad, 2 Schlafzimmer, 2-4 Personen:
2 Übernachtungen: 17,50 Euro/Person/Nacht bei 4 Personen.
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